Kryptopyrrolurie (KPU) – die vergessene Stoffwechselstörung
Im Jahre 2003 hielt ich das erste Mal vor einer kleinen Gruppe im Fachverband Deutscher Heilpraktiker, Landesverband Schleswig-Holstein e.V., einen Vortrag über die Kryptopyrrolurie (KPU). Seitdem wurde viel geforscht und es hat sich zum Glück einiges getan.
Diese Stoffwechselstörung ist weitestgehend unbekannt, obwohl schätzungsweise in Deutschland ca. 10-15% Kinder und Erwachsene darunter leiden. Das sind ca. 10.000.000 Menschen(!). Leider kennen die meisten Ärzte die Kryptopyrrolurie nicht.
KPU taucht genetisch familiär gehäuft auf und wird durch die Mutter (Mitochondrien der Zelle) vererbt. Man spricht hier von der primären KPU. Die Werte können bei Geschwisterkindern unterschiedlich hoch sein. Nach meinen Erfahrungen braucht es einen Auslöser, damit die KPU ausbricht. Das können zum Beispiel psychischer Stress, hormonelle Änderungen (Pubertät, Schwangerschaft, Wechseljahre) oder auch toxische Belastungen (Umweltgifte, Medikamente, Impfungen sind ebenfalls im Gespräch) sein.
Es ist ratsam, dass sich auch die Mutter testen lässt, wenn beim Kind erhöhte KPU-Werte getestet wurden – ebenso umgekehrt.
Die KPU kann auch nachträglich, z.B. durch Halswirbelsäulen-Traumen (Unfälle, manche Sportarten, …), Umweltgifte oder bei extrem schlechter Ernährung über einen langen Zeitraum entstehen (sekundäre KPU). Spätfolgen im Erwachsenenalter sind häufig Schlafstörungen, PMS, Unfruchtbarkeit, Fehlgeburten, Hormonstörungen, Schilddrüsenprobleme, Gelenkschmerzen, Arthrose, Osteoporose, etc. Ein weiterer Faktor ist, dass bei der KPU sehr oft die Entgiftungsarbeit der Leber gestört ist und es zu Depressionen, chronischer Müdigkeit und Antriebslosigkeit kommt.
Hintergrund: Kryptopyrrolurie ist eine biochemisch-enzymatische Störung bei der Häm-Synthese (bei einem chemischen Vorgang des roten Blutfarbstoffes). Durch die genetische Besonderheit der Häm-Synthese tritt vermehrt Pyrrol ins Blut. Dieses Pyrrol geht mit Vitamin B6 (Pyridoxal-5-Phosphat) und Zink eine Verbindung ein und es entstehen Chelat-Komplexe. Im Normalfall zirkuliert dieser Stoff nicht frei im Blut, sondern wird an Gallensäure gebunden und über den Darm ausgeschieden. Bei Kryptopyrrolikern wird vermehrt Kryptopyrrol (Krypto = versteckt) über die Niere ausgeschieden und kann im Morgenurin nachgewiesen werden.
Die KPU ist wie ein Chamäleon und das macht es so schwierig, diese Störung zu erkennen. Eine Seite der Medaille zeigt Aufmerksamkeitsschwäche, Wahrnehmungsstörungen, ADHS, die andere Seite aber etwas ganz anderes, wie z.B. Apathie, Depression, Antriebsschwäche bis hin zur Schizophrenie. Bei der KPU werden zu viel Zink, B6 und Mangan ausgeschieden. Durch den Mangel wird der Körper häufig abwehrschwach, nicht belastbar und anfällig (Infekte, Mittelohrenzündungen, …).
Bei B-Vitaminmangel sind die Kinder oft zappelig und „unbequem“. Erfahrungsgemäß werden diese Kinder häufig mit pharmazeutischen Mitteln ruhiggestellt. So ist dann ein „ruhiges“ Kind ein „gutes“ Kind…
Oder aber das Kind begreift sehr langsam, ist wahrnehmungsgestört und konzentrationsschwach. Früher wurden diese Kinder in die Sonderschule abgeschoben.
Die Kryptopyrroliker sind oft sehr intelligent! Sie können aber auf Grund ihrer Störung diese Fähigkeiten schlecht ausleben. Welch ein furchtbarer, schmerzvoller und langer Leidensweg!
Falls Sie das Gefühl haben KPU könnte auch für Sie ein Thema sein, kann Ihr Morgenurin in einem Speziallabor (Untersuchungsmaterialien bekommen sie von mir) untersucht werden. Danach wird ein individueller Therapieplan erstellt.
Empfohlene Literatur
- KPU Kryptopyrrolurie, eine häufige, aber vergessene Stoffwechselstörung
HP Kyra Hoffmann, HP Sascha Kaufmann
ISBN: 978-3-944291-09-3 - Leben mit KPU-Kryptopyrrolurie
Dr. Joachim Strienz
ISBN: 978-3-86371-115-3 - Schwachstelle Genick
Dr. Bodo Kuklinski, Dr. Anja Schemionek
ISBN: 978-3-89901-075-6